Mittwoch, 24. Februar 2010

Finanzmarktregulierung: (K)eine Antwort auf "Too big to fail"


Seit der Finanzkrise kennen wir den Begriff "systemisches Risiko". Finanzinstitute wurden in der Krise von der Politik gerettet, weil sie "systemrelevant" sind - sterben dürfen sie nicht, weil sie zu groß sind. "Too big to fail", heißt das populärer ausgedrückt.

Washington hat daraus lernen wollen und ein politisches Konzept gestrickt, nach dem der Staat - analog zur Wettbewerbsaufsicht - Unternehmen zerschlagen kann, wenn sie zu groß und damit ein systemisches Risiko werden. Im US-Kongress werden dazu gerade neue Gesetze geschrieben. "Preemptive breakup authority" nennt sich der Knüppel der Regierung.

Das ist ein ziemlich kompliziertes Thema. Einige Lobbies - sogar die mittelständischen, die stets über die Rettungsringe für die Casino-Konzerne geschimpft haben - fürchten, dass es hier zu Wettbewerbsverzerrungen, Willkür und unbeabsichtigten Gesetzesfolgen kommen könnte.

Aus der Versicherungsbranche kommt dazu ein interessantes White Paper. Die Property Casualty Insurers Association of America hat einen Bericht veröffentlicht, "‘Too Big to Fail’, Too Short-Sighted to Succeed." Kernthese: Es ist eine dumme Idee, das Systemrisiko eines Unternehmens allein nach seiner Größe bestimmen zu wollen. Es komme nicht darauf an, wie groß ein Finanzinstitut sei, sondern was es wie tue. Mögliche Folgen der derzeitigen Gesetzesvorschläge wären demnach nicht nur die Fehlidentifizierung von Risiken, sondern sogar Anreize für mehr, nicht weniger, riskante Geschäfte. Ein echter "moral hazard", meinen die Autoren, und volkswirtschaftlich ineffizient. Sie schlagen alternative Kriterien vor.

Ein spannender Brandbrief mit guten Argumenten, vielen Grafiken, Vergleichen und historischen Zusammenhängen. Wäre hilfreich auch für die europäische Diskussion.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen