Das ist in Deutschland auch so. Bevor wir dazu kommen, welche Infos über Lobbyarbeit deutsche Unternehmen veröffentlichen, hier ein paar gute Beispiele, die Doug in den USA ausmacht:
- Cisco Systems Global Policy and Government Affairs gefällt Doug am besten, weil die Seite besonders umfassend ist; dazu gehört ein "High Tech Policy Guide" (mit gutem Archiv über ältere Themen) und seit 2005 ein Politik-Blog.
- Hewlett-Packard Government Affairs;
- Nike, weil der seit 20 Jahren von Menschenrechtsgruppen attackierte Sportartikelhersteller sich hoher Transparenz in der Kommunikation verschrieben hat, und in seinem öffentlichen Politikbericht (Teil des CSR-Reporting) Kriterien für politische Spenden darlegt, sein Lobbying darstellt; und auch darlegt, wie schwierig es sein kann, eigene Positionen zu entwickeln;
- Pfizer, weil im CSR-Bericht des Pharmariesen Angaben zu Spenden und Lobby-Ausgaben zu finden sind (S. 52), auch im Spendenbericht und im Bericht seines "Political Action Committee".
Die Kommunikation über politische Themen im Bereich der CSR ist schon ganz ordentlich. Das Bild bei der Information über Lobbyarbeit ist dagegen diffus.
Schon bei der Suche nach den Namen der Politikverantwortlichen in Zentrale und Firmenrepräsentanzen wird man oft scheitern. Informationen über Lobbyprojekte, über Gesetzgebung, Regulierung, Subventionen, kritische Issues auf der politischen Agenda sind selten und oberflächlich. Allgemeinplätze bestimmen die Texte. Und wenn es Konkretes gibt, dann so gut wie nie in Verbindung zum Web 2.0. Immerhin ist in hochregulierten Branchen eine Zunahme der Online-Informationen zu erkennen:
- Die Lufthansa veröffentlicht ihren „Politikbrief - Informationsdienst für Entscheider in Politik, Medien und Wirtschaft“ auf den Presseseiten.
- Auch der Chemieriese Bayer veröffentlicht einen Politikbrief, „Re:Source – Politische Informationen“, ebenso wie (bis 2008) Volkswagen seine „p:news – Political News“.
- Eine ähnliche Publikation ist „Im Fokus“ von Microsoft Deutschland; das Unternehmen unterhält ein eigenes „Politikportal“, das allerdings überwiegend aus Inhalten besteht, die andere Unternehmen unter CSR-Rubriken firmieren lassen – immerhin ist hier seit September 2010 auch ein „Politikblog“ zu finden, Facebook und Twitter sind verknüpft.
- BASF erklärt sich zu "Regel für die politische Interessenvertretung", zum Verständnis von Lobbying und zur politischen Kommunikation, zu Verbandsmitgliedschaften, Verbindungsbüros, EU-Lobbyregister sowie zum Personalaustauch mit Ministerien, Verwaltung und internationalen Organisationen, außerdem wird auch das Issues Management bei BASF präsentiert. Überdies ist BASF ein Schrittmacher in den Social Media, insbesondere beim Blogging, vor allem intern und im CSR-Bereich mit dem „Gute-Nachbarschafts-Blog“ im Rhein-Neckar-Web– aber etwa auch beim kritischen Thema grüner Gentechnik mit dem Blog „Dialog Amflora“ zur grünen Gentechnik, was im Krisenmanagement seine Dienste erweist.
- Die Deutsche Bahn pflegt einen recht umfangreichen Web-Bereich zur nationalen und EU-Verkehrspolitik, außerdem macht sie das Mitgliederverzeichnis des Bahn-Beirats sowie den „Bahnbrief – Informationen für Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft“ öffentlich; auch ein Link zur „Allianz pro Schiene“ fehlt nicht.
- Die Metro-Gruppe erläutert knapp das Feld „Politik und Außenbeziehungen“, listet ihre politischen Repräsentanzen und Ansprechpartner namentlich auf, hält einen Politikkalender vor und dokumentiert (für Teilnehmer mit Login) ihr Jahresmeeting Public Affairs.
- Merck informiert über seine "Lobby- und Verbandsarbeit" im Rahmen des "Stakeholderdialogs".
- RWE hat eine Rubrik für „Politische Positionen“. RWE und auch E.ON äußern sich zur einigen Regulierungs- und Kommunalmarktfragen.
- Vodafone informiert zum Ausbau des Mobilfunknetzes im „Dialog mit den Kommunen“.
- Das tut auch Telefonica-Tochter O2, stellt unter "Stakeholderdialog" zudem die Hauptstadtrepräsentanz nebst Fotos der Räumlichkeiten, Veranstaltungen und dem ganzen Team vor.
- Deutsche Post DHL benennt zumindest im Bereich Umwelt ihre „Politische Agenda“ auf einer eigenen Seite, äußert sich in der Rubik auch zur Deregulierung und Privatisierung.
- Die E-Plus-Gruppe benennt die wesentlichen Verbandsmitgliedschaften und erläutert ihre "aktive Verbandsarbeit". Bekann ist natürlich auch das Blog "UdL Digital".
- Die Commerzbank betreibt eine eigene Website zur politschen Veranstaltungsreihe „Commerzbank im Dialog“, die im Berliner Verbindungsbüro am Brandenburger Tor stattfindet.
- Die Allianz-Gruppe stellt ihre Abteilung für Regulierungsbeziehungen, ihren Lobbying-Verhaltenskodex sowie die Allianz-Richtlinien für Parteispenden vor.
Man soll nicht ungerecht sein. Fast alle CSR-Seiten (meist unter der Rubrik "Verantwortung") enthalten auch politische Aussagen und Positionen, man kann sich ein Bild über politische Ansätze der Unternehmen machen, die sich keineswegs immer hinter ihren Verbänden herstecken.
Wie aber konkret Lobbyarbeit aussieht, wer dafür verantwortlich ist, wie die PA-Organisation aufgestellt ist, welche Prinzipien und Regeln dafür gelten, welche Instrumente genutzt werden, das wird selten offengelegt.
Von einer prominent platzierten Politik-Information zu Gesetzgebung und Regulierung oder strukturierten Gesamtdarstellung der politischen Aktivitäten der beteiligten Abteilungen kann keine Rede sein. Politische Web 2.0-Aktivitäten (außerhalb der CSR) sind, mit wenigen Ausnahmen, weitgehend ein Fremdwort.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen