Donnerstag, 3. Mai 2012

Luftverkehrsbranche kritisiert mangelnde Unterstützung der Wirtschaft -- und will mit Emotionen mobilisieren

"Luftverkehr hat in Deutschland ein Imageproblem. Proteste und politische Kampagnen liefern aber ein verzerrtes Bild, die Branche setzt daher auf die schweigende Masse. Was fehlt, ist aber die Unterstützung aus der Wirtschaft", schreibt der Branchendienst Airliners.de. Bei der Veranstaltung "Luftfahrt im Dialog" am Flughafen Sylt (30. April) drehte sich alles um die (mangelnde) Akzeptanz des Luftverkehrs.
"Fluglärmproteste in den Medien, Urteile der Gerichte zu Betriebsbeschränkungen und dazu politische Fallstricke wie die Luftverkehrsabgabe, die nun doch nicht wie zunächst angekündigt vom Emissionshandel abgelöst wird: Die Luftverkehrswirtschaft in Deutschland hat es momentan nicht leicht."

Zwar versicherten sich Manager gegenseitig, wie wichtig es sei, nicht mit dem Finger auf die anderen zu zeigen, sondern gegenüber der Politik geschlossen aufzutreten. Einig schien man sich aber vor allem darin zu sein, dass die Branche nicht genug Unterstützer hat, vor allem nicht aktive.



In einem Videointerview empfahl der Chef des Flughafens Köln-Bonn, Michael Garven, die Branche solle sich "selbstkritisch" ein paar Fragen stellen, etwa warum die Bahn jährlich 18 Mrd. Euro Steuer-Subventionen erhalte oder die Autobranche in der Krise eine Abwrackprämie geschenkt bekam – "aber uns hat man die Luftverkehrssteuer auferlegt". Garven folgert: "Da läuft etwas schief."

Er kritisierte aber auch mangelndes Engagement der Wirtschaft. So sei der Versuch, zum 25-jährige Jubiläum der Frachtgesellschaft UPS am Köln-Bonner Flughafen Testimonials von Wirtschaftsvertretern einzufangen, in unerwartete Probleme geraten. "Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie schwierig sich das gestaltet hat", so Garven. "Ich muss Ihnen ganz offen sagen, ich wäre froh gewesen, wenn die Aschewolke noch 3-4 Tage länger angedauert hätte, denn dann hätten bei BMW, bei Mercedes, bei allen deutschen Automobilherstellern die Bänder stillgestanden."

Garven stellte die Aktionen kleiner Kritikergruppen der "schweigenden Masse" gegenüber. Zum Tag der Luftfahrt in Köln-Bonn kämen 80.000 luftfahrtbegeisterte Menschen, eine jüngste Demo von Fluglärmgegnern zählte dagegen nur 450.


"Es muss noch mehr darum gehen, die große schweigende Masse, die sich vielleicht nicht proaktiv zum Luftverkehr bekennt, die aber alle vom Luftverkehr fasziniert sind, zum Botschafter des Luftverkehrs in Deutschland machen", sagte Garven. Die Branche müsse "auf emotionaler Ebene ein Gegengewicht zu schaffen zu den Menschen, die gegen Luftverkehr sind und die wir auch nicht mehr werden bekehren können." Die Unterstützer und potenziellen Botschafter müsse die Branche "mehr über den Bauch ansprechen als über den Kopf."




Auch der Chef des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, Ex-ZDF-Journalist Klaus-Peter Siegloch, kritisiert die Wirtschaft. So gebe es kein einziges DAX-30-Unternehmen, das sich öffentlich vor dem anstehenden Bürgerentscheid in München für eine dritte Bahn ausgesprochen habe, berichtet Airliners.de. Die Ausrichtung an aktuellen Meinungsströmungen halte er für kurzsichtig, so Siegloch. „Damit überlassen die Profiteure der Luftfahrteinrichtungen die öffentliche Bühne dem lautstarken Bürgerprotest, der es Dank starker Bilder in die Medien schafft.“

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