Mittwoch, 10. März 2010

Prinz auf Reisen

Es war ja klar - und richtig -, dass jetzt auch mal bei den Dienstreisen früherer Außenminister unter die Motorhaube geschaut wird. Hans-Martin Tillack berichtet bei stern.de über "Steinmeier und seinen Prinz". Gemeint ist der Unternehmer (PrinzMedien Holding, Times Media GmbH), Vorsitzenden der Karl-Schiller-Stiftung, Unternehmensberater, Honorarprofessor der BTU Cottbus und Ex-IG-Metall-Funktionär Detlef W. Prinz, der den Außenminister 11x (von insgesamt 220 Auslandsreisen) begleiten durfte. Die Sache mit den Mietverträgen und den Anzeigen der Energieagentur Dena lassen wir hier mal weg. Interessant ist, was Prinz mit dem Mitflug-Privileg anfing:
Prinz sei wie alle anderen Mitglieder der Wirtschaftsdelegationen "an den Kosten beteiligt" worden. Prinz, der auch ein Beratungsunternehmen für Firmenkunden betreibt, flog nicht nur gelegentlich in der Außenministermaschine mit. Er lud auch anschließend mehrfach die anderen Unternehmer aus den Wirtschaftsdelegationen des Außenministers zu Nachbereitungstreffen ein, zum Beispiel in den "Berliner Salon", den Prinz nahe dem Gendarmenmarkt in der Hauptstadtmitte betreibt [gemeint ist die Fa. Berliner Salon Rahel Varnhagen GmbH]. Auch Steinmeier persönlich beehrte gelegentlich diese Runden. "Die Unternehmensvertreter selbst hatten Interesse, die entstandenen Kontakte weiter zu pflegen", sagte Steinmeier zu stern.de. "Auch ich wollte den Gesprächsfaden nicht abreißen lassen."
Es hilft bei Verständnis nur begrenzt, wenn man Detlef Prinz als Verleger oder Medienunternehmer beschreibt. Das ist er schon. Allerdings sind die Times-Blätter und Der Hauptstadtbrief ("Hintergrund-Dienst für Entscheider und Multiplikatoren") Medien für bestimmte Zirkel, und, da wird man Prinz nicht zu nahe treten, eher Mittel zum Zweck, eingebettet in die anderen Unternehmensbereiche. Die PrinzMedien-Website wird aber nicht von den publizistischen Aktivitäten dominiert. Unter "Leistungsspektrum" findet man da die Aussage:

Für die integrierte Promotion und Begleitung Ihrer Aktivitäten steht Ihnen ein Leistungsspektrum folgender Schwerpunkte zur Verfügung:

- Vermittlung zwischen Wirtschaft und Politik
- PR und strategische Öffentlichkeitsarbeit
- Imagebildung für Vorstände und Führungskräfte
- Mediengestaltung und Webdesign
- Veranstaltungsmanagement
- Printprodukte und Verlagsarbeit
- Medientraining für Führungskräfte
- Herstellung und Förderung von Geschäftsbeziehungen
- Krisen-Management
- Krisen-PR

Das ist das klassische Leistungsspektrum einer kombinierten PR- und PA-Agentur in Berlin. Nichts Ehrenrühriges, völlig in Ordnung, genauso wie sein persönliches politisches Engagement in SPD-Kreisen oder internationalen Instituten wie Atlantik-Brücke und IZA. Aber es ist durchaus zu fragen, was Kollege Prinz an Bord der Steinmeier-Maschinen machte. Der internationale Zeitungsvertrieb seiner Gratis-Gazetten ist da sicher nicht das Wichtigste. Und Direktinvestitionen und Joint-Ventures seiner eigenen Industrie wird er kaum 11x hintereinander angeschoben haben, für die er den Außenminister als Türöffner brauchte. Ein typisches Mitglied einer Wirtschaftsdelegation sieht anders aus.

Normalerweise fliegen die Chefs Berliner PR/PA-Agenturen jedenfalls nicht in den Bundeswehrmaschinen mit, wenn sie Akquise betreiben oder für Kunden lobbyieren und netzwerkeln wollen. Ein bißchen komisch sieht das schon aus.

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