Es ist leicht, sich blenden zu lassen. Es ist aber auch nicht schwer, Dienstleistern auf den Zahn zu fühlen, Kompetenz, Strategieansatz, Arbeitsstil und Erfahrung plausibel zu prüfen.
Ein Vorschlag zur Vorbereitung von Gesprächen:
1. Gibt es Politikfelder, die Sie fachlich sehr gut kennen und ein Spezialgebiet nennen würden? Wie kam es dazu?
2. Bitte beschreiben Sie Ihren Strategieansatz. Wie gehen Sie an ähnliche Aufgaben heran?
3. Wie beobachten Sie das politische Umfeld bei Unternehmen unserer Branche? Wie gehen Sie bei der Bewertung von Anspruchsgruppen und Risiken für einen Klienten genau vor?
4. Bitte beschreiben Sie die typische Auftragsabwicklung bei einem Projekt dieser Größenordnung. Wie gewährleisten Sie sachgerechte Einsatzplanung und Auftragssteuerung?
5. Wie gewährleisten Sie uns die kontinuierliche Nachprüfbarkeit Ihrer Aktivitäten? Enthält Ihr Standardvertrag Angaben zur Dokumentation Ihrer Arbeit?
6. Wie belegen Sie den betriebswirtschaftlichen Wert Ihrer Dienstleistung, beispielsweise wenn unser Controlling dazu Daten und Informationen abfragen würde?
7. Welche Mitarbeiter wären beratend an unserem Projekt beteiligt? Welche Ausbildung und Erfahrung haben diese? Wie sichern Sie deren fachliche Fortbildung?
8. Arbeiten Sie auch in Brüssel oder anderen Hauptstädten? Wie organisieren Sie dies? (Stellen Sie die Frage durchaus auch, wenn Sie selbst nur nationale oder regionale Projekte vorhaben.)
9. Wenn Sie in der Politik keine bewährten Kontakte und Zugänge nutzen können, wie stellen Sie neue her?
10. Stehen Sie einer Partei nahe? Hat Ihr Beratungsunternehmen eine parteipolitische Grundausrichtung?
11. Auf welcher Grundlage definieren Sie Ihre Honorare? Welche sonstigen Kosten werden mir berechnet?
12. Wie definieren Sie Interessenkonflikte, und wie gehen Sie mit diesen um?
13. Kennen Sie den Verhaltenskodex und den Kriterienkatalog zum Qualitätsmanagement der Deutschen Gesellschaft für Politikberatung (degepol)? Wenn ja, folgen Sie diesen Prinzipien? Wenn nein: Gibt es andere verbandliche oder berufsständische Regelwerke, die bei Ihnen gelten? Können Sie diese zur Verfügung stellen?
Vorsicht bei Dienstleistern, die
- mit prominenten Namen aus ihrem Kontaktnetzwerk um sich werfen oder den Nachweis politischer Kompetenz ausschließlich auf einen prominenten Namen in ihrer Firma (z.B. Ex-MdB oder Staatssekretär a.D.) reduzieren;
- frühere öffentliche Aufträge (z.B. für staatliche Öffentlichkeitsarbeit, Gutachten) als Vorteil bei Zugängen zu politischen Entscheidungsträgern darstellen;
- Lösungen anbieten, obwohl sie sich noch gar nicht mit Ihrem Problem beschäftigt haben;
- unkonkret bleiben und – bei aller Diskretion -- keine bisherigen Projekte beschreiben;
- zu Ihren Aussagen ständig nur Ja sagen, statt selbst zu fragen, um die Komplexität Ihres Problems und mögliche Widerstände eines Projekts abzuschätzen.
- Spezialkenntnisse in Politikfeldern nachweisen,
- Ihre Strategie- und Analyseansätze ausführlich darlegen und Vergleichsmöglichkeiten präsentieren,
- von sich aus die kontinuierliche Nachprüfbarkeit und Dokumentation ihrer Arbeit sowie den -- in den Public Affairs schwierigen -- Nachweis ihres Wertbeitrags für den Klienten ansprechen (Ihr Controller wird es danken!),
- fachliche und politische Ausbildung und Erfahrung der am Projekt beteiligten Mitarbeiter nachweisen,
- in Brüssel und anderen Hauptstädten Praxis und Partner haben,
- über die parteipolitische Grundausrichtung ihrer Firma offen sprechen,
- über den Umgang mit möglichen Interessenkonflikten sprechen,
- sich zu professionellen Standards wie z.B. dem Verhaltenskodex und Kriterienkatalog zum Qualitätsmanagement der Deutschen Gesellschaft für Politikberatung (degepol) bekennen und diese dem Klienten zur Verfügung stellen.
Ein sehr hilfreicher Fragenkatalog. Ich stelle in der Praxis immer wieder fest, dass sich speziell im Bereich Public Affairs viele Agenturen tummeln, deren professionelles Niveau der Ernsthaftigkeit vieler Aufgaben nicht entspricht. Vorsicht ist vor allem bei PR-Agenturen geboten, die von sich behaupten, auch PA gut abdecken zu können. Hier lohnt es sich, doppelt nachzufragen!
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