Donnerstag, 1. September 2011

Visualisiert: Wie ein Mammutgesetz ausfranst

Gesetzgebungsprozesse zur Finanzmarktregulierung sind immer komplex -- wer behält da noch den Überblick? Auch europäische Unternehmen müssen sich z.B. mit dem US-Gesetz "Wall Street Reform and Consumer Protection Act" (2010) auseinandersetzen. Der „Dodd-Frank Act“ war 2007 eine Krisenreaktion und sollte das Finanzmarktrecht in großem Stil ändern, die Märkte stabilisieren und den Verbraucherschutz stärken. Mutmaßlich das größte und komplexeste Gesetzeswerk seiner Art, wird seine Reichweite weltweit zu spüren sein. Immerhin 850 Seiten stark ist das Regelwerk. Aber die Feinheiten sind noch längst nicht abgeschlossen, denn die Regulierungsbehörden entwerfen Ausführungsverordnungen und führen Konsultationen durch. Das zieht sich...

Die Wirtschaftsberater von Deloitte haben ihre Grafiker daran gesetzt, den Fortschritt der Gesetzgebungsaktivitäten in eine Visualisierung zu gießen. Die Infografik verfolgt die Aktivitäten der beteiligten Ministerien und Behörden nach Themen und Abschnitten des Gesetzes:

Gesetz im Bild: Deloitte-Infografik zu Dodd-Frank
Kompliziert, aber auch interessant -- die Grafik veranschaulicht, wie so ein legislativer Kraftakt ausfranst. Die Grafik umfasst mehrere Hundert Vorschriftenkomplexe. Man stelle sich vor, wie viele Beamte, Politiker und Interessenvertreter daran weiter werkeln. Auch für das Monitoring keine leichte Aufgabe.

Wie Daniel Indiviglio von The Atlantic (Chart of the Day: The Sluggishness of Financial Regulation)  zum ersten Geburtstag des Gesetzes anmerkt, warten zahlreiche Vorschriften auf ihr Inkrafttreten, außerdem sind noch über 200 Einzelvorschriften im Schwebezustand.
"Wenn man sieht, wie wenig vom gigantischen Gesetzeswerk real abgeschlossen ist, wirkt der erste Jahrestag des Gesetzes wie eine Antiklimax. Die Regulierungsbehörden haben immer noch viel Arbeit mit Dodd-Frank vor sich, bevor wir wissen, welchen Endeffekt es auf die Finanzbranche und die amerikanische Wirtschaft haben wird."
In der Tat. Politiker feiern den Abschluss eines Gesetzgebungsverfahrens gern als gewaltige Leistung. Dass das oft nur symbolisch gemeint sein kann und die reale Rechtsproduktion weitergeht, gerät in der Öffentlichkeit dabei leicht aus dem Blick. Und der Teufel liegt bekanntlich im Detail.

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