Die Ampel-Lösung bei Lebensmitteln ist simpel und populär, aber tricky in jeder Hinsicht. Die Food- und Getränkeindustrie hat enorme Schwierigkeiten, öffentlich die komplizierte Alternative GDA-"Nährwertkompass" (GDA=Guideline Daily Amount) zu erklären. Seit einiger Zeit versucht sich daran die "Initiative Ausgezeichnet Informiert", dahinter stehen Unternehmen wie Pepsico, Coca-Cola, Nestle, Kraft, Metro, Unilever, Mars, Danone.
Zuletzt platzierte die Initiative eine Infratest-Umfrage, nach der die Kunden im Supermarkt eigentlich viel lieber portionsweise Detailangaben wünschen und kein simples Farbsignalsystem. Die Initiative kommt fröhlich werbend daher, während die Unternehmen europaweit mit der flächendeckenden Einführung des GDA Fakten schaffen und auf den Gewöhnungseffekt hoffen.
Klar ist, dass die Industrie in der EU kein wildes Durcheinander von Kennzeichnungsvorschriften möchte, und eine "Bevormundung des Verbrauchers durch ein Farbsystem" natürlich auch nicht, bei dem eine Einteilung von Lebensmitteln in „gut” und „schlecht” herauskommen könnte. Das wäre ja auch Gift fürs Marketing. Und in der Tat führt die Ampel oftmals in die Irre. Die Initiative wirft den Kritikern aus Gesundheitspolitik, Krankenkassen wie der AOK und Aktivisten von FoodWatch & Co den Slogan "Information statt Vorschriften" entgegen.
Ob das hilft, Brüssel langfristig von der Einführung von Pflicht-Kennzeichnungen abzuhalten? Oder einige EU-Länder von der Einführung einer Fast-Food-Steuer? Im EU-Parlament haben die Ampel-Befürworter einen Rückschlag erlitten, aber der Kampf geht weiter, "die Sache ist längst nicht entschieden", sagt Thilo Bode von FoodWatch der Zeit. Im Mai kommt das Thema ins EP-Plenum. Die Lobby- und PR-Arbeit der Industrie zieht an.
Nun setzt Coca-Cola noch eins drauf. Das Unternehmen schickt den Coke-Lastwagenfahrer Gunter alias "Gunter der Aufklärer" (G-D-A) auf der Kampagnen-Website Ganz-Deutschland-Aufklaeren.de (nochmal: G-D-A) ins Rennen. Er bloggt, video- und podcastet seine Ernährungstipps. Und Gunter heißt eigentlich Andreas (41), seit 18 Jahren Getränkekutscher in Bremen. "Vor kurzem wusste ich auch nicht, was GDA bedeutet", gibt er zu. Aber jetzt hat er eine Mission.
Das Rezept: Service plus Kultfigur? Tanja Schüle, Leiterin Public Affairs bei Coca-Cola, erklärt in Horizont, dass Gunter "Hilfestellung" leisten soll. „Unsere Umfragen haben gezeigt, dass die meisten Verbraucher den Nährwertkompass kennen und verstehen, ihn aber zu wenig im Alltag nutzen", meint sie. Na denn, lass mal den Gunter machen.
Vielleicht wird Gunter der Truckfahrer ja so populär wie Günther der Treckerfahrer.
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