Dienstag, 9. März 2010

Total baut PA-Abteilung um -- Public Affairs Trends in Frankreich

Immer wieder interessant, sich die internen Organisations- und Berichts-Strukturen sowie Titel- und Begriffs-Hierarchien von PA-Funktionen bei Großunternehmen anzusehen. Jan Siedentopp (vor kurzem noch Doktorand an der FU Berlin, jetzt Referent im Wirtschaftsministerium) hat kürzlich in der DIPA-Reihe im Lit-Verlag (Band 11) dazu die umfassende Studie "Public Affairs-Management von Großunternehmen" publiziert.

Aktuell hat der französische Energie- und Ölkonzern Total seine PA-Aktivitäten umstrukturiert und berichtet darüber bemerkenswerterweise sogar in einer Pressemitteilung. Seine drei bisher getrennten Abteilungen ("divisions") für "Institutional Relations", "International Relations" und "European Affairs" wurden zu Jahresbeginn in einer neuen Public Affairs Division zusammengeführt. Berichtet wird an den Chief Administrative Officer (CAO). Die Public Affairs Division wird gegliedert in "Public Affairs, France and NGOs", "International Public Affairs" und "European Public Affairs". Nobles Ziel:
"The new organization is designed to offer Total stakeholders improved transparency and dialogue on all issues related to Total’s activities and reputation in France and worldwide."

Sehr schön. Die Transparenz-Offensive, die das Total-Management seit einiger Zeit auch mit kniffligen Themen wie Korruptionsbekämpfung und internationalen NGO-Beziehungen sowie natürlich CSR, Umwelt und Nachhaltigkeit beschäftigt, findet auch hier ihren Niederschlag.

Geleitet wird die "Division" von Hubert Loiseleur des Longchamps mit dem Titel "Senior Vice President, Public Affairs". Ein klassischer Absolvent der grandes écoles ENA und Sciences Po, der in Politik, Diplomatie und bei Total-Auslandstöchtern Karriere gemacht hat und schließlich als "Vice President, International Relations" reüssierte. Seine Laufbahn und die seiner mitverantwortlichen Kollegen sagen viel aus über PA-Karrieren bei französischen Großkonzernen im Geflecht zwischen Politik und internationalem Geschäft.

PR Week hat übrigens jüngst einen Überblick über die PR- und PA-Landschaft in Frankreich publiziert. Die Essenz:

Das politische Umfeld -- und damit Public Affairs Management -- bleibt für Unternehmen sehr wichtig. Der öffentliche Sektor allgemein (und die hyperaktive Sarkozy-Regierung) sind interventionistisch, die Rolle Frankreichs in der EU ist stark. Das Wort Lobbying allerdings ist auch in Frankreich weiterhin ein böses Wort.

Die führenden Agenturen sind Euro RSCG C&O, Publicis Consultants, Boury & Associes; es folgen Burson-Marsteller, Fleishman-Hillard, Edelman und Hill & Knowlton sowie einige Anwaltskanzleien wie August & Debouzy.

Das Thema Lobbyistenregister wurde angeschoben. Die Nationalversammlung und der Senat haben sich intensiv damit beschäftigt, aber das 2009 eingeführte Register bleibt bislang freiwillig -- und die Angaben zu den Mandanten der Lobbyisten vage. Siehe aktuelle "Liste des représentants d'intérêts".

Ein Verhaltenskodex muss anerkannt werden, um sich (als Einzelpersonen) zu registrieren und im Gegenzug einen Dauerhausausweis zum Palais Bourbon zu erhalten. Im YouTube-Kanal von Public Affairs News kommentiert Marie-Laure Daridan von Affaires Publiques Consultants die Entwicklung insgesamt positiv -- sie sieht das Register als Anerkennung der Professionalität und Legitimität der Lobbyisten. Sie sei "sehr glücklich" darüber (O-Ton Englisch):


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