Montag, 15. März 2010

"Umfrage-Schock!"

Zum SAT1-Spektakel "Die Grenze" (bei dem u.a. die Sozialistische Republik Mecklenburg-Vorpommern ausgerufen wird) hat Emnid einen "Umfrage-Schock" (Bild) produziert:

Danach kann sich eine große Mehrheit der Deutschen vorstellen, im Sozialismus zu leben -- und natürlich wünschen sich nicht wenige auch die Mauer zurück. Solange für Arbeitsplätze, Solidarität und Sicherheit gesorgt wäre, könnten sich 80 Prozent der Ostdeutschen und 72 Prozent der Westdeutschen ein Dasein in einem sozialistischen Staat vorstellen, heißt es. Freiheit? Ein wichtiges politisches Ziel nur für 28 Prozent der Ostdeutschen, 42 Prozent der Westdeutschen.

Eine der Umfragen, die die Welt nicht braucht – oder ein Warnsignal? Solche Fragen werden immer wieder gestellt, das Ergebnis ist inzwischen nicht mehr sehr überraschend. Beunruhigend sind die Ergebnisse jedoch immer wieder, selbst wenn die simple Gegenüberstellung Freiheit vs. Sicherheit/Wohlstand kontextlos wenig brauchbar ist. Und Sozialismus und Demokratie sich ideologisch und in den Köpfen der Bürger nicht per se ausschließen. Genauso wie die Rechtsparolen und Demokratie. Extremismus kommt oft demokratisch daher. Das ist ja auch genau die Pointe des TV-Films.

Interessant und der öffentlichen Debatte dienlich sind allemal die "Was-wäre-wenn"-Abstimmungsergebnisse und das Polit-o-meter (wo man sich zwischen zwei radikalen Parteien entscheiden muss) auf der Website zu "Die Grenze". Nicht schlecht.

Das Ausgangs-Szenario des Films ist jedenfalls auch etwas für Public-Affairs-Mitdenker: "Als inmitten einer Wirtschaftskrise weltweit Terroranschläge auf Ölraffinerien verübt werden, regiert in Deutschland das Chaos. Benzin, Öl und Lebensmittel werden knapp, die Arbeitslosigkeit steigt rapide an. Der soziale Kitt, mit dem die Gräben zwischen Arm und Reich mühsam verspachtelt waren, bröckelt..." -- Ein Szenario, das in letzter Zeit dank Klima- und Peak-Oil-Diskussionen öfter eine Rolle spielt, etwa in Andreas Eschbachs Thriller "Ausgebrannt". Auch an den Film "Battle in Seattle" sei erinnert. Und an Griechenland kann man auch denken.

Dennoch, was sozialistische und "national-soziale" Träume angeht: Vielleicht sollte man parallel zum TV-Event flächendeckend die Comic-Version von Hayeks "Weg zur Knechtschaft" (Road to Serfdom, 1944) über Deutschland abwerfen. Hier auch als Video:

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