Mittwoch, 23. Juni 2010

Was haben Lobbyisten und fromme Mönche gemeinsam? Das Kloster.

Was haben Lobbyisten und fromme Mönche gemeinsam? Das Kloster. In Italien hat sich vor zwei Jahren der Berufsverband "Il Chiostro" (Das Kloster) gebildet, um Interessenvertreter und Politikberater zu organisieren. Zurzeit sind rund 120 Mitglieder aus Unternehmen, Verbänden und anderen Organisationen sowie andere Politikexperten dabei.

Hehre Wahlsprüche prangen auf dem Banner der Verbands-Website, die u.a. mit Lobbyingitalia.it konkurriert:

Le lobby trasparenti e corrette – Die Lobby, transparent und fair. Aiutano la democrazia a decidere meglio – der Demokratie helfen, besser zu entscheiden. Die Klosterbrüder wollen "die Kultur, Praxis, Regulierung, Qualifizierung und Transparent des Lobbyings in Italien fördern".

Aber wieso ausgerechnet "Das Kloster"?

Wir haben unseren Verband "Das Kloster" genannt, weil wir an die Wortherkunft des Begriffs Lobby aus dem Lateinischen erinnern wollen: "Lobby" kommt von "Lobium" oder Kloster [oder Klostergang, M.A.], ein Ort, der etwas Nobleres suggeriert als die Eingangshalle oder der Korridor eines Hotels. Außerdem möchten wir betonen, wie wichtig es ist, sich dafür einzusetzen, dass Lobbying, wie andere wichtige und komplexe Berufe auch, mit Würde und Respekt begegnet wird.

In Italien wird das Wort Lobby fast immer in verächtlicher Weise genutzt. Manchmal ist es ein Synonym für obskure, rätselhafte und durchdringende Mächte, die den demokratischen Entscheidungsprozess manipulieren. Manchmal wird es als Synonym für Korruption benutzt. Wenn niemand weiß, warum die öffentlichen Einrichtungen nicht handeln oder falsche Entscheidungen getroffen werden, dann ist die simple Erklärung: "Daran sind die Lobbies schuld." Dieses Mantra soll alles erklären; tatsächlich erleichtert es nur, sich darum herumzumogeln, Problemen auf den Grund zu gehen.
“Il Chiostro” will solche Vereinfachungen und Schuldzuweisungen nun verhindern. Der Verband bekennt sich zu Pluralismus und Dialog, will Lobbying als berufliche Tätigkeit konkreter definieren und abgrenzen, Öffentlichkeitsarbeit betreiben, angemessene und "vorurteilsfreie" Regulierung des Berufs erreichen sowie zur interdisziplinären Aus- und Weiterbildung auf Basis eines Verhaltenskodex beitragen. Und:
Wir wollen nicht, dass Lobbies die Politik ersetzt oder dass Lobbies der Politik den Spielraum nimmt. Wir wollen höhere Standards und die Politik dadurch stärken, dass die Vertreter von Interessen ihre Ideen in den Entscheidungsprozess einbringen.

(...) Wir sind überzeugt, dass eine moderne und verankerte Demokratie mehr professionelle Lobbyisten benötigt, die gut vorbereitet und transparent sind.
Noble Ziele, fürwahr.

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