Donnerstag, 18. November 2010

Klatsche für Althaus

Politiker plaudern gern, Lobbyisten sind schweigsam. Sagt man. Stimmt zwar nicht immer, aber: Wenn Ex-Politiker Lobbyisten werden, ist die Umstellung auf die Kommunikationskultur des neuen Arbeitgebers oft ein Problem.

Ein Paradebeispiel liefert Dieter Althaus (nein, nicht verwandt). Der frühere CDU-Ministerpräsident Thüringens hat bekanntlich beim österreichisch-kanadischen Autozulieferer Magna angeheuert. Früher hatte Magna Interesse an Opel und Karmann, nun an der italienischen Designfirma Pininfarina. Althaus kommentierte das gegenüber Bloomberg, der Branchendienst Automotive News machte es ebenfalls schnell in Redaktionen bekannt.

Prompt reagierte die Magna-Unternehmenskommunikation: "Herr Althaus hat keine Sprecherfunktion". Weiter kommentiere man nichts.
  • "Peinliche Klatsche", meint der Spiegel. "Die unwirsche Reaktion ist eine kräftige Ohrfeige."
  • "Magna demontiert Cheflobbyist Althaus", titelt die FTD. "Eine Pleite." Der CDU-Politiker habe "nicht bedacht, dass Magna ein straff geführter Betrieb ist. Über die Strategie spricht allein der Chef."
Aber: Das ist nicht nur eine Frage der Kleiderordnung. Die Kommunikationsdisziplin ist bei einem börsennotierten Unternehmen aus Rechtsgründen extrem wichtig. Alles, was den Börsenkurs nachhaltig beeinflussen kann, muss vorsichtig angefasst werden. Dazu gehört ganz besonders der strategisch hochsensible Bereich von Fusionen und Firmenzukäufen (Mergers & Acquisitions).

Darum gibt es in der Unternehmenskommunikation Abteilungen für Investor Relations, die genau aufpassen, welche Informationen über mögliche Deals nach außen gelangen -- und wenn sie kommuniziert werden, dann so, dass alle Marktteilnehmer sofort und gleichmäßig informiert werden (Pflicht zur Ad-hoc-Meldung).

Einfach mal einen Kommentar in ein Mikrofon stoßen, das geht gar nicht -- schon gar nicht durch ein Nicht-Vorstandsmitglied. Eine harte Lektion für Dieter Althaus. Das "Public" beim "Public Affairs" hat er wohl missverstanden.

2 Kommentare:

  1. ...und nun droht dem Unternehmen möglicherweise eine Untersuchung durch die Börsenaufsicht. Vielleicht hätte er Althaus ein IR-Seminar besuchen sollen, bevor er für die börsennotierte Gesellschaft in den Ring gestiegen ist.

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