Samstag, 8. Januar 2011

Was treibt Unternehmen in die Politik, und wie stark treibt sie das?

Warum werden Unternehmen politisch aktiv? Warum betreiben sie Lobbying, warum unterhalten sie Politikabteilungen und Hauptstadtbüros, warum beteiligen sie sich an politischen Debatten, warum investieren sie Geld in politische Zwecke?

Weil es betriebswirtschaftlich sinnvoll ist:
Sie schützen und verbessern ihre Wettbewerbsposition, wehren Risiken ab, können besser und schneller auf Markt- und Gesetzesänderungen reagieren und sich anpassen. Je größer und diversifizierter Unternehmen sind, desto größer ist das Interesse an Politik, und ebenso ist es, wenn die Märkte dieser Unternehmen besonders stark reguliert sind, wenn das Unternehmen seine Produkte und Dienstleistungen an den Staat verkauft oder wenn Konkurrenten aus dem Ausland wichtig sind.

Das weiß man aus der Praxis. Inwieweit wird das durch die Wissenschaft bestätigt? Kann die Wissenschaft präzisieren, (1) welche Faktoren politisches Engagement von Unternehmen beeinflussen, und (2) inwieweit die politischen Aktivitäten die wirtschaftliche Leistung – die „Performance“ – von Unternehmen verbessern (Stichwort Wertschöpfungsbeitrag)?

Im aktuellen Journal of Management (Januar 2011, 37. Jg., Band 1) versucht der Beitrag „Mixing Business With Politics: A Meta-Analysis of the Antecedents and Outcomes of Corporate Political Activity“ eine Antwort für die USA. Die Autoren Sean Lux, T. Russell Crook und David J. Woehr haben in einer „Meta-Analyse“ zahlreiche Untersuchungen aus unterschiedlichen Fachdisziplinen (Wirtschafts- und Politikwissenschaften und Soziologie) ausgewertet – immerhin 78 Forschungsprojekte seit 1976, rund 7000 Firmen wurden untersucht.

Einige Ergebnisse:
  • Viele Faktoren beeinflussen die politischen Aktivitäten von Unternehmen, aber nur sehr wenige Faktoren sind wirklich zentral. Die stärksten Treiber sind die Stärke politischer Akteure, die Regulierungsdichte in Märkten und die Firmengröße.
  • Es gibt eine klare positive Korrelation politischer Aktivitäten und wirtschaftlicher Performance: Firmen, die politisch überdurchschnittlich aktiv sind, zeigen eine um rund 20 Prozent höhere Leistung.
  • Firmen mit erheblicher Konkurrenz aus dem Ausland tendieren nicht mehr als andere Unternehmen dazu, sich politisch zu engagieren (z.B. um in der Außenhandelspolitik protektionistische Maßnahmen einzufordern).
  • Politische Firmenaktivitäten sind in schnell wachsenden und langsam wachsenden Märkten etwa gleich stark. Das widerlegte die ursprüngliche Vermutung der Wissenschaftler, dass in reifen Märkten mit langsamen Wachstum eher stärkere politische Aktivität vorzufinden seien, weil die Politik geringere Wachstumschancen ausgleichen könne.
  • Wenn Unternehmen wachsen und in neue Geschäftsfelder vordringen, haben sie auch mit neuen Rechtsvorschriften zu tun und treffen häufiger auf den Staat – Folge: Sie kümmern sich stärker um die Politik.
Die Autoren gehen von 12 Faktoren („political antecendents“, siehe Abbildung: „The Corporate Political Activity Process“) aus, die Einfluss auf die politischen Aktivitäten von Unternehmen haben sollen. Darunter sind 6 Faktoren aus dem Bereich der politischen Institutionen, 3 aus dem Bereich Markt und Branchen, und 2 weitere der Unternehmensebene. Die Autoren erläutern in ihrem Aufsatz knapp die Aussagen, die sie in der Literatur zu diesen Faktoren gefunden haben.

Institutionen als Einflussgrößen

Ob und wie Unternehmen Chancen in der Politik wahrnehmen können, hängt von der Ausgestaltung der Institutionenkulisse und dem Verhalten der politischen Akteure ab. Die politische Ökonomie beispielsweise interpretiert das Zusammenspiel von Wirtschaft und Politik als Markt mit Angebot und Nachfrage, betont das Tauschobjekt politischer Ressourcen (Informationen, Wählerstimmen, Geld).

Firmen wenden sich meist an Amtsinhaber, die bereits Macht und Einfluss haben, um ein gewünschtes politisches Ergebnis zu „liefern“; und die wahrscheinlich wiedergewählt werden. Firmen investieren also lieber risikoarm in Mandatsträger statt in deren Herausforderer. Passt die ideologische Positionierung des Amtsinhabers zu den Zielen des Unternehmens, umso besser – und dann ist das Management auch eher bereit, sich um besseren Zugang zu ihnen zu kümmern.

Rangeln gleichzeitig viele Interessengruppen um diesen Zugang, insbesondere Gruppen, die etwas ganz anderes wollen, werden Unternehmen ebenfalls politisch aktiver sein. Sie reagieren also auf die politische Konkurrenzsituation. Neigt der Staat zu intensiver Regulierung einer Branche, die Kosten und Aufwand verursachen und den Markt verändern könnten, ist das ein weiterer Grund zum politischen Engagement der Wirtschaft. Mehr Regulierung = mehr Lobbying usw.

Ist der Staat selbst ein wichtiger Kunde einer Branche, desto wahrscheinlicher ist Politikengagement ebenso; nimmt der Umsatz zu, den Unternehmen mit dem Staat als Kunden machen, wächst auch das Bemühen, die Beziehung zum Staat zu managen. Schließlich betrachtet die Wissenschaft die Abhängigkeit der Politik von den Ressourcen der Wirtschaft. Ist z.B. eine Branche in Wahlkreisen ein wichtiger Arbeitgeber, ist der Wahlkreisabgeordnete auch vom Wohl und Wehe dieser Unternehmen abhängig.

Einflussfaktoren in Markt und Branchen
 
Je konzentrierter eine Branche ist und je stärker ein Konsens der beteiligten Unternehmen ausfällt, desto größer sind die Chancen, bei der Politik etwas durchzusetzen. Effektiv gebündelte Wirtschaftsinteressen sind ein Vorteil. Auch Trittbrettfahrerverhalten in der eigenen Branche wird reduziert. Aus der Forschung lässt sich daher die Vermutung ableiten: Je höher die Branchenkonzentration, desto stärker fällt das politische Engagement der Firmen aus.

Unternehmen können eine Chance darin sehen, ausländischen Konkurrenten den Marktzutritt zu verwehren oder zu erschweren, indem sie die Politik beeinflussen. Die Rendite politischer Investitionen kann sehr hoch sein. Protektionismus ist für Politiker und Unternehmen gleichermaßen attraktiv, für Politiker ist insbesondere entscheidend, dass ausländische Firmen keine Wählerstimmen darstellen. Je größer der Druck ausländischer Rivalen, lautet daher die These, desto stärker ist auch die Motivation, sich politisch Einfluss zu verschaffen.
Die Marktchancen allgemein können auch die Entscheidung beeinflussen, sich politisch zu betätigen. Als Investitionsentscheidung verstanden, lässt sich das leicht erklären: Schnell wachsende Märkte erfordern volle Konzentration auf Produkte und Unternehmensprozesse, um mithalten zu können. Politik ist da eine Nebensache. Umgekehrt ist es, wenn ein Markt gereift ist und nur noch langsam wächst. Unternehmen können sich mehr davon versprechen, über die Politik zu intervenieren, um Konkurrenten auf Abstand zu halten und sich Wettbewerbsvorteile zu sichern. Daher die These der Autoren: Je besser die Marktchancen sind, desto weniger Politik betreiben die Unternehmen; je schlechter sie sind, desto mehr Politik.

Einflussfaktoren auf der Unternehmensebene

Große Unternehmen kümmern sich mehr um Politik als kleine. Das hat eine Reihe von Gründen. Konzerne haben besonders viele Stakeholder, haben ein großes Umfeld, werden genau beobachtet und stehen im Mittelpunkt vieler Forderungen aus der Gesellschaft.

Große Unternehmen bedienen zudem viele Bedürfnisse, auch des Staates; sie beliefern den Staat mit wichtigen Gütern und Leistungen, oftmals als Quasi-Monopolisten (z.B. in der Verteidigungswirtschaft, aber auch in der IT). Ist der Staat als Kunde abhängig von diesen Großunternehmen, ergibt sich die Relevanz der politischen Beziehungen von selbst. Ein weiterer Grund liegt einfach darin, dass große Firmen mehr Möglichkeiten haben, sich um Politik zu kümmern: Sie haben mehr Geld, hohe Arbeitsteilung, mehr Spezialisten zur Verfügung. Je größer also die Firma, desto mehr Politik betreibt sie auch.
In der Unternehmensstrategie spielt Politik dann eine bedeutende Rolle, wenn sie diese ergänzen und stützen kann. Ein Mischkonzern mit zahlreichen Geschäftsfeldern hat auch zahlreiche Kontakte in Politik und Gesellschaft und hat einen erheblichen Aufwand bei der Pflege dieser Kontakte. Je spezialisierter umgekehrt ein Unternehmen ist, desto eher kann es auf aufwändige Politikaktivitäten verzichten. Diversifizierungs-Strategien führen daher, so die These, zu mehr politischen Bemühungen.

Politik muss sich für den Kaufmann rechnen

Politik muss sich für den Kaufmann rechnen. „Mehr Politik wagen“ ist in erster Linie keine ethische, sondern eine praktische Forderung, die sich auszahlen muss. Geld in politische Aktivitäten zu stecken statt in bessere Produkte, Produktion, Finanzierung, Marketing und Vertrieb, das muss man betriebswirtschaftlich begründen können.

Aber was genau tragen politische Aktivitäten zur Wertschöpfungskette bei? Was genau hat ein Unternehmen davon? Mehr Aufträge? Subventionen? Wettbewerbsnachteile für die Konkurrenz? Die Antwort kann vielschichtig sein. In jedem Fall, so die Vermutung, muss Politikengagement eine Korrelation zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit haben. Aber wie groß ist sie?

Komplizierte Meta-Methode

Die Autoren untersuchten quantitativ orientierte Studien, um eine Aggregatdatenanalyse vorzunehmen. Das ist in den USA einfacher als in Europa, da Ausgaben für Lobbyarbeit und Parteispenden aufgrund gesetzlicher Transparenzvorschriften im Detail veröffentlicht werden müssen und es also zahlreiche quantitative Studien gibt. Daten wie Arbeitsplätze, Verträge mit staatlichen Kunden, Importmarktanteil, Umsatz- und sonstige Bilanzzahlen und viele mehr wurden einbezogen. Die methodischen Ausführungen zur Datengrundlage lesen sich naturgemäß trocken, aber es ist hilfreich und interessant nachzuvollziehen, welche Indikatoren genau in den Untersuchungen genutzt wurden (Überblickstabelle S. 234).
Um eine Meta-Analyse durchzuführen, ist ein großer Aufwand notwendig – schließlich geht es um Zehntausende von Einzeldaten, die in unterschiedlichen Forschungsdesigns ermittelt wurden. Mit Computerhilfe müssen die Daten der Studien in eine gemeinsame Datenbank gebracht, gewichtet und statistisch vergleichbar gemacht werden. Keine leichte Aufgabe.

Ergebnisse: Klare Zusammenhänge bei 10 von 12 Faktoren

Im Text zeigt die Tabelle 2 (S. 236) verschiedene Korrelationsmaße für die 12 Faktoren bzw. Thesen der Autoren, die sie aus den verschiedenen Studien gezogen haben. Die Bilanz: 10 von 12 Thesen fanden in der Auswertung der Studien Unterstützung.

Die Signifikanz dieser statistischen Zusammenhänge ist nicht übertrieben hoch, aber im Vergleich mit den üblichen Werten sozialwissenschaftlicher Statistik groß genug und immerhin durchgehend positiv – mit der einzigen Ausnahme von Nummer 8, internationaler Wettbewerbsdruck (-0,6). Das finden die Autoren sehr interessant, glauben dem Ergebnis aber nicht so recht. Sie meinen, die Komplexität der hier verbundenen Themen spielt hinein. Aber es sei auch möglich, dass Politik und Wirtschaft sich einem Konsens der freien Märkte hingeben und Protektionismus in einer globalisierten Handelswelt nicht mehr viele Fans hat.

Nummer 9 (Marktchancen) bietet eine so schwache Signifikanz (r bei 0,03, wo die anderen zwischen 0,08 und 0,19 rangieren), dass die Autoren ihre These nicht bestätigt finden.
 
Ein bisschen enttäuscht sind die Autoren aber schon. Die 10 „erfolgreichen“ Faktoren zeigen eine statistische Erklärungskraft, die aus Sicht der Autoren hätte überzeugender ausfallen können. Die gewisse Schwäche sei dann schon „troubling“ für die Wissenschaft, die die politischen Aktivitäten von Unternehmen verlässlich erklären möchte.
Andererseits freuen sie sich, dass sich die Generalthese, dass politische Aktivitäten und die Leistungskraft von Unternehmen („Firm Performance“) zusammenhängen, mit einem verhältnismäßig starken Zusammenhang aufwartet. Bei r=0,17 sei immerhin eine Größenordnung erreicht, die nicht anders ist als der statistische Zusammenhang zwischen traditionellen Performance-Faktoren wie strategischen Ressourcen oder Humankapital.

Im Sinne des „institution-based view of strategy“ des Forschungsfelds Strategisches Management sei das doch etwas wert: Wenn institutionelle Faktoren wichtig für das Verständnis der Leistungsfähigkeit von Unternehmen sind, dann sind auch politische Aktivitäten (also wie Firmen Politik managen und beeinflussen) wichtig. Für die Praxis gehen die Autoren davon aus, dass das politische Engagement der Wirtschaft weiterhin wachsen wird, weil sich Politik in der Tat rechnet.

Zur Bilanz gehört auch die Gewichtung der Resultate.

Die stärksten Treiber politischer Aktivitäten sind, auch für die Autoren nicht überraschend, die Mandatsträgereigenschaft der politischen Adressaten, Regulierungsdichte einer Branche sowie Unternehmensgröße. Betriebswirtschaftliche Studien haben in der Vergangenheit eher die Firmengröße als wichtigsten Treiber betont, wo Volkswirte und Politologen die staatliche Regulierung und die Möglichkeiten der Politiker, auf Wirtschaftswünsche einzugehen, als wichtiger einschätzten. Beide haben gleichermaßen Recht, meinen die Autoren nun – der statistische Unterschied ist minimal.

Wie weiter in der Forschung?

Die Autoren schlagen schließlich einige Richtungen vor, in die die Forschung weiter gehen soll. Dazu gehört erst einmal, dass die Zahl der untersuchten Faktoren erweitert werden sollte.
  • Bei der Gruppe der Institutionellen Faktoren sollten Themengewichtung (Issue Salience) und die Bedürfnisse der Wählerbasis (Constituent Needs) erfasst werden.
  • Im Bereich Markt und Branchen möchten die Autoren den Faktor Marktchancen durch eine Erfassung der Marktrisiken ergänzen, außerdem die Rolle der Wirtschaftsverbände beleuchten.
  • Eine ganze Reihe von neuen Faktoren soll für die Unternehmensebene eingeführt werden: Gesellschaftliche Bedeutung der Firma, rechtliche Aktivitäten, Governance-Fragen, ausländische Anteilseigner, politische Strategien der Firmen, politische Ressourcen und Kompetenzen, die Ausrichtung und Eigenschaften des Top-Managements.  
Hier ist noch viel zu forschen und zu entdecken – und zwar so viel, dass man auch eine erfolgversprechende Meta-Analyse durchführen kann. Dabei meinen die Autoren natürlich quantitative Analysen, die über die bisher dominanten Analysen von Lobbyausgaben und Parteispenden aus den öffentlichen Registerdatenbanken hinausgehen. Diese sind für amerikanische Politikforscher zwar bequem zugänglich, beleuchteten aber nur einen Teil der Public-Affairs-Welt.
Die Autoren sind der Auffassung, dass quantitative Befragungen der Unternehmen heute forschungspraktisch bessere Chancen als früher haben, dass also Daten überhaupt ermittelt werden können. Die Forscher würden nicht an einer Mauer des Schweigens scheitern.

Für die Wissenschaft wie für die Praxis ist natürlich zentral, wie die Politik auf die politischen Aktivitäten der Unternehmen reagiert. Was tut denn der Staat aufgrund von Lobbyarbeit, Kommunikation und politischer Spenden tatsächlich, was die Performance der Unternehmen verbessert (oder verschlechtert)? Was bewirken die politischen Bemühungen der Firmen denn direkt als Resultat veränderter Politik? Eine ebenso offensichtliche wie schwer zu untersuchende Frage, trotz zahlloser Fallstudien.

Den Faktor „Government Action“ möchten die Autoren daher auch in künftige Analysen einbeziehen können. Es gibt zwar Studien dazu, aber nicht genug – ganz offensichtlich ein fehlendes Verbindungsstück auf dem Weg zu einer umfassenderen Erklärung per Meta-Analyse auf quantitativer Basis.

Medienecho auf die Studie

Sich in die Politik einzumischen ist profitabel für Unternehmen – es liegt auf der Hand, dass man dieses Fazit sehr unterschiedlich bewerten kann.

Für Verantwortliche der Public Affairs bieten sich hier Argumente im internen Kampf um Ressourcen. Anderen treibt das Ergebnisse wieder einmal die Sorgenfalten auf die Stirn: Wenn sich Lobbyarbeit, Parteispenden & Co für Unternehmen belegbar in Dollars und Cents auszahlen, dann muss das doch schlecht für die Integrität der demokratischen Politik sein.

Der Präsident des Washingtoner Public Affairs Council (PAC), Doug Pinkham, hat die aktuelle Veröffentlichung im Journal of Management in seinem Blog aufgegriffen ("Turning good news into bad news").

Während ihm die Substanz der Forschungsergebnisse (Public Affairs ist gut fürs Geschäft) gefällt, ärgert er sich sehr darüber, was die Universitäten bei der Publikation daraus gemacht haben und auf welches Medienecho das gestoßen ist.

Die Unis hätten sich zwecks Aufmerksamkeitssteigerung des Klischees bedient, dass politische Aktivitäten von Unternehmen grundsätzlich eine Korruptions-Story sind. Als Aufhänger nutzt die University of Tennessee in ihrer Pressemitteilung ("UT Professors Find Mixing Business with Politics Pays Off") vom November 2010 in der Tat ziemlich schlichte Botschaften.

PR-technisch ist auch nachvollziehbar, dass die Forscher einige medientaugliche konkrete Beispiele genannt haben und Interpretationen folgen lassen, die mit der Studie selbst nur begrenzt etwas zu tun haben. Dabei geht es um die umstrittene Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der USA vom Januar 2010 (Citizens United vs. Federal Election Commission), der Wirtschaft künftig unbegrenzt Ausgaben für politische Kampagnen zu erlauben. Darum und weil es weniger Transparenz gebe, so lassen sich die Forscher zitieren, sei mit noch mehr politischen Aktivitäten der Unternehmen und engeren Beziehungen zwischen Politik und Wirtschaft zu rechnen. Angeführt wird dann auch das Gesetz Copyright Term Extension Act (Spottname “Mickey Mouse Protection Act"), in dem sich der Disney-Konzern erfolgreich um eine Verlängerung der Urheberrechte bemühte. Das sei zwar weder illegal noch Korruption, jedoch ein Eingriff in den freien Wettbewerb. Solche Politik-Engagements von Unternehmen würden zunehmen und immer schlimmer werden.

Mit diesen Einlassungen – die eher eine wirtschaftspolitische Kommentierung darstellen als eine Erläuterung der veröffentlichen Studie – mögen die Autoren Recht haben. PAC-Chef Pinkham kritisiert die Stellungnahme allerdings als völlig überzogen. Was dann in den Medien aus der Studie gemacht wurde, störte ihn allerdings noch mehr. Denn der Aufhänger des Gerichtsurteils Citizens United nebst aller negativen Konnotationen machte bei den Medien das Rennen. Da haben die Presseleute der Uni wohl die richtige Nase gehabt.

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