Donnerstag, 25. Februar 2010

Grassroots-Kampagnen in der Schweiz

Kein Land in Europa hat so viel Erfahrung mit Volksabstimmungen wie die Schweiz, und die Schweizer Parteien und Interessengruppen (auch und gerade die Wirtschaftsverbände) sind hochprofessionell in der Kampagnenführung bei Referenda. In Deutschland kommt davon, leider, aufgrund begrenzter und oft schiefer Berichterstattung nicht so viel an. Es lohnt sich, in den einschlägigen CH-Blogs genauer hinzusehen, etwa bei Claude Longchamp, einem der führenden Meinungsforscher und Strategen (und aktiven Blogger).

Longchamp weist seit einiger Zeit darauf hin, dass die Rolle der Grassroots-Mobilisierung über das Internet zunimmt, und hat dazu ein Forschungsprojekt aufgesetzt. Interessante Einsicht in einem Bericht in der Berner Zeitung:

"Das kann so funktionieren: Polemische Youtube-Filmchen machen in Facebook-Netzwerken die Runde und können rasant grosse, informelle Gruppen bilden, die sich unvermittelt und im letzten Moment dazu bewegen lassen, abzustimmen. Diese beiden Effekte treten dann stark auf, wenn ein unter dem Deckel gehaltenes Thema in einem Abstimmungskampf erstmals breit thematisiert wird."

1 Kommentar:

  1. In der Tat, gibt es immer mehr Hinweise auf eigentliche grassroots-Kampagnen bei Volksabstimmungen, beschränkt auch bei wahlen. Bis 2007 hielt ich das für wenig wichtig, seither punktuell für mitentscheidend.
    Vor allem im rechten politischen Spektrum scheint sich da einiges zu verändern, das nur beschränkt an die Oberfläche dringt. Ist das der Fall, gibt es in der Regel viel Kritiken in der Oeffentlichkeit. Trotzdem zeigt es Wirkung, Das gilt umso mehr, wenn es keine breite Medienöffentlichkeit gibt.
    Das vermutlich wirkungsvollste Beispiel wurde jedoch von den Jungparteien eingesetzt. Es war dem Obama - Wahlkampf entlehnt. Es handelte sich um eine Video auf youtube, das man als Bürger andern Bürgern versenden konnte. Die Storie war einfach: Die Entscheidung der Schweiz über die dauerhafte Fortführung der der Personenfreizügigkeit scheitert an einer Stimme. Beim Versand des Videos gab man die Personalien des Empfängers an, und der / die erhielt das Video in personalisierte Form. Das Video wurde in den letzten 14 Tage vor der Abstimmung lanciert, mit der Absicht, die Befürworter zu mobilisieren. Natürlich kam es auch in die Hände der Gegnerschaft, und wurde so für die Anti-Mobilisierung eingesetzt. Es wurde rund 400000 Mal verschickt, und hatte, wegen des persnoalisierten Absenders eine hohe Glaubwürdigkeit. Die Analyse nach der Abstimmung zeigten dies und legten auch eine hohe Wirkung bei der Schlussmbilisierung nahe. Das Beispiel wurde von den Massenmedien genauso aufgenommen, wie es in Alltagsgesprächen und -mails rezipiert wurde.

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