Ein Spiegel-Bericht im Juli 2010 über die private Quadriga-Hochschule, an der Hofmann tätig ist, hatte auch die Geschichte über das Konzept wieder aufgewärmt, die bereits 2009 für Wirbel gesorgt hatte (PAM Blog dazu am 6. Juli und 5. Juli). Wegen der öffentlichen Kritik ließ Hofmann seine Position als Co-Leiter des PA-Studiengangs und seine Lehrtätigkeit an der zur Helios-Gruppe gehörenden Quadriga ruhen. Er wird aber bereits im November ein "Webinar" des Weiterbildungsablegers Quadriga Academy leiten.
Der Reputationsschaden für PRGS und Quadriga ist durch den Spruch der DRPR-Beschwerdekammer für politische Kommunikation nicht so einfach wieder gutzumachen. Dennoch dürfte der einstimmige Spruch für Aufatmen sorgen.
Es lohnt sich, die Begründung genauer zu lesen. Denn nach Anhörung von PRGS und E.ON sowie Prüfung einiger Unterlagen konnte der DRPR etwas Licht in die Sache bringen.
Man erfährt dabei einiges über die Beziehungen zwischen Agenturen und Kunden, über Aufträge und die Präferenzen eines Energiekonzerns:
E.ON und PRGS geben übereinstimmend an, dass PRGS verschiedene Aufträge für die E.ON AG bearbeitet hat. Diese standen in engem Zusammenhang mit dem Krisenmanagement des Unternehmens. Dabei kam es auch zur Zusammenarbeit zwischen PRGS und der E.ON Kernkraft GmbH. So betreute PRGS im Jahre 2007 das Medientraining der E.ON Kernkraft GmbH.Formal war im DRPR wichtig, dass es für das Konzept keinen Auftrag gab. Inhaltlich ist bemerkenswert, dass das Marketing einer Agentur durchaus den Aufwand vieler, vieler Beraterstunden für ein 109-seitiges Konzept zu lohnen scheint - hätte E.ON die Ideen nicht für "viel zu weitreichend" gehalten und beauftragt, hätte ein immenses Etatvolumen gewunken.
Daraus ergab sich die Idee von PRGS, E.ON Kernkraft eine Kommunikationsstrategie für den Umgang mit dem Thema Kernenergie mit Blick auf die bevorstehenden Bundestagswahlen zu erarbeiten.
Hierfür entstand im Hause PRGS ein 109-seitiges Strategiepapier als „eine Art Bewerbungspapier“ für eine Kampagne sowie eine Powerpoint-Präsentation. PRGS erbat einen Präsentationstermin zur Vorstellung dieser Überlegungen und erhielt einen Termin für Mitte November 2008. Wenige Tage vor dem Präsentationstermin erhielt PRGS vonseiten der E.ON Kernkraft GmbH den Auftrag, speziell für zwei Themen (Innovation und Sicherheit) ein Argumentarium auszuarbeiten. PRGS präsentierte zuerst die eigenen Überlegungen und hat noch in diesem Termin erfahren, dass E.ON Kernkraft das Konzept für viel zu weitreichend hält und dessen Umsetzung daher nicht beauftragen wird. Der bereits erwähnte Auftrag zur Ausarbeitung eines Argumentariums erfolgte unabhängig davon und wurde bis Februar 2009 abgeschlossen.
Zum Vorwurf der intransparenten PR sagt der DRPR-Spruch:
dass die Vorschläge zu „leiser PR“ in dem Papier keinen Anlass zur Beanstandung geben. Leise PR – im Gegensatz zur lauten, aktionsorientierten, auf medienwirksame Aktionen oder Verlautbarungen setzenden PR – stellt ein normales und übliches Verfahren in der PR dar. In Form von z.B. Hintergrundgesprächen, Briefings, Argumentationslinien oder einer One-Voice-Policy im Konzern werden Botschaften gesteuert, ohne zwangsläufig immer den Weg der Aufmerksamkeit zu gehen. Die Befragung von PRGS lässt keinen Zweifel aufkommen, dass im Hause PRGS „leise PR“ genauso verstanden wird.Es lässt sich schließen, dass PR häufig doch als laut, bunt, krawallig, jedenfalls gut sichtbar verstanden wird. "Leise PR" wäre danach ein Widerspruch in sich. Das ist aber ganz sicher nicht die professionelle Definition. PR kann laut oder leise sein, je nach Zielgruppe. Mal richtet sie sich an ein breites Publikum ("Bild, BamS, Glotze"), mal an ein winziges Fachpublikum.
Schließlich hat sich die Frage gestellt, wie das PRGS-Papier überhaupt aus den Schubladen der Agentur und E.ON ausgerechnet zu Greenpeace gelangt ist. "Menschliches Versagen", konstatiert der Rat.
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